Historischer Machtwechsel in Pittsburgh und Auferstehung in Nashville

Es war ein Abend für die Geschichtsbücher in der NHL, an dem eine der größten Legenden des Sports ihren Mentor endgültig überflügelte. Sidney Crosby hat in der Nacht auf Montag Mario Lemieux als besten Scorer in der Geschichte der Pittsburgh Penguins abgelöst. Beim 4:3-Sieg nach Penaltyschießen gegen die Montreal Canadiens steuerte der Kapitän ein Tor und einen Assist bei, womit er eine Bestmarke knackte, die jahrzehntelang als unantastbar galt.

Crosby überholt den Lehrmeister

Vor der Begegnung lag Crosby nur einen einzigen Punkt hinter Lemieux. Die Spannung in der Arena löste sich bereits im ersten Drittel. Zunächst lenkte der 37-Jährige einen Schuss von Erik Karlsson zum Ausgleich des Rekords in die Maschen. Wenig später, noch im selben Spielabschnitt, war es dann so weit: Ein Schuss von Crosby im Powerplay prallte von Bryan Rust ab, woraufhin Rickard Rakell den Rebound verwertete. Dieser zweite Scorerpunkt hievte Crosby auf insgesamt 1.724 Zähler (645 Tore, 1.079 Assists) in 1.387 Partien.

Damit ist der Schüler nun offiziell erfolgreicher als der Lehrer. Lemieux, der seine Karriere mit 1.723 Punkten in 915 Spielen beendete, hatte den Rekord seit dem Jänner 1989 gehalten. Emotional wurde es direkt nach dem historischen Treffer, als Crosby, Rust und Rakell sich hinter dem Tor in den Armen lagen und die gesamte Bank der Penguins aufs Eis strömte, um ihrem Kapitän zu gratulieren.

Eine Botschaft vom „Grandseigneur“

Die symbolische Übergabe der Fackel wurde noch während des Drittels durch eine Videobotschaft von Mario Lemieux untermauert, die auf dem Videowürfel eingespielt wurde. „Ich wusste schon, als wir 2005 zusammenspielten, dass du ein ganz besonderer Spieler sein und Großes erreichen würdest“, sagte Lemieux, der mittlerweile auch als ehemaliger Eigentümer die Geschicke des Klubs geprägt hat. „Jetzt, 20 Jahre später, bist du einer der Besten, die dieses Spiel je gespielt haben.“

Für Crosby schließt sich damit ein Kreis. Zu Beginn seiner Laufbahn wohnte der junge Kanadier bei der Familie Lemieux, eine Zeit, die ihn nachhaltig prägte. Dass er nun jenen Mann überholt hat, der ihm einst den Weg in die Liga ebnete, erfüllt ihn mit Dankbarkeit. Man wächst damit auf, ihm zuzusehen, und rechnet niemals damit, es überhaupt in die NHL zu schaffen, geschweige denn mit ihm zu spielen, resümierte der Superstar nach der Partie.

Statistische Meilensteine und das Ende der Durststrecke

Mit diesem Erfolg reiht sich Crosby in einen elitären Kreis ein. Er ist erst der siebte Spieler in der NHL-Historie, der nach 58 Jahren Franchise-Geschichte die alleinige Führung in der Scorerliste übernimmt. Ligaweit liegt er nun auf Platz acht der ewigen Bestenliste und ist Dritter, wenn es um Punkte für ein einziges Team geht – nur noch übertroffen von den Ikonen Steve Yzerman und Gordie Howe. Ganz nebenbei sicherte sich Crosby seine 18. Saison mit mindestens 20 Toren, eine Konstanz, die nur sechs andere Akteure vor ihm erreichten.

Sportlich war der Abend für Pittsburgh ebenso wichtig, da der Sieg gegen Montreal eine bittere Serie von acht Niederlagen beendete. Zwar traf Crosby im entscheidenden Penaltyschießen nicht, doch das Ergebnis trat angesichts des Rekords fast in den Hintergrund.

Lebenszeichen aus Tennessee

Während man in Pennsylvania Historisches feierte, kämpft man in Nashville um die Rückkehr in die Relevanz. Die Predators, die noch vor einem Monat am absoluten Tiefpunkt schienen, melden sich im Rennen um die Playoff-Plätze zurück. Nach einer deftigen 3:8-Klatsche gegen Florida Ende November fand sich das Team am Tabellenende wieder, geplagt von einer harmlosen Offensive und sechs mageren Siegen aus 22 Spielen.

Ryan O’Reilly fand nach dem jüngsten 2:1-Sieg über die New York Rangers deutliche Worte für die vergangene Krise: „Es war eine ziemlich dunkle Zeit. Es war hart.“ Doch das Blatt hat sich gewendet.

Die Aufholjagd der Predators

In den letzten zehn Partien konnten die Predators sieben Siege einfahren, darunter wichtige Erfolge gegen Schwergewichte wie die Rangers und die Toronto Maple Leafs. Plötzlich scheint der Gedanke an die Playoffs nicht mehr abwegig. Nashville hat sich vom Tabellenkeller gelöst und Chicago sowie Winnipeg hinter sich gelassen, um Platz fünf in der Central Division zu übernehmen. „Wir kriechen langsam wieder zurück ins Geschehen“, so O’Reilly, der selbst maßgeblich am Aufschwung beteiligt ist und das Team mit zehn Toren und 19 Assists anführt.

Auch die Offensive, einst das Sorgenkind, kommt ins Rollen. In den vergangenen 13 Begegnungen erzielte das Team durchschnittlich 3,7 Treffer pro Spiel – eine signifikante Steigerung gegenüber den 2,3 Toren zu Saisonbeginn.

Ein weiter Weg vor der Pause

Trotz der Euphorie bleibt Headcoach Andrew Brunette realistisch. Das Team liegt immer noch fünf Punkte hinter dem letzten Wild-Card-Platz und steht vor einem fordernden Roadtrip über sieben Spiele. Man sei noch nicht dort, wo man hinwolle, aber man versuche verdammt noch mal, dorthin zu gelangen, erklärte der Trainer kämpferisch. Es ist ein Prozess, bei dem gerade etwas Neues entsteht.

Die Stimmung in der Kabine hat sich jedenfalls gedreht. Es mache wieder Spaß, in die Eishalle zu kommen, bestätigte O’Reilly. Der Fokus liegt nun darauf, diesen Schwung in die kommenden Aufgaben mitzunehmen, bevor die ligabedingte Pause ansteht. Der Kampf um die Postseason hat für Nashville gerade erst begonnen.